Übergewicht oder Lipödem: Warum der BMI kein gutes Maß für Lipödem ist!
Was ist das Lipödem?
Das Lipödem ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Fettgewebes, die überwiegend Frauen betrifft. Es kommt zu einer regionalen Zunahme von Fettgewebe , die an den betroffenen Stellen unverhältnismäßig stark im Vergleich zum restlichen Körper ist. Es zeichnet sich durch eine gleichmäßige Fettverteilung an den Beinen, Hüften, Gesäß und bei einigen Betroffenen auch an den Armen aus.
Oft haben Betroffene auch schnell blaue Flecken (Hämatome) und schmerzhafte Berührungs- und Druckempfindlichkeit. Das Lipödem ist nicht allein durch Diät oder Sport beeinflussbar und kann das Selbstbewusstsein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Schätzungen zu Folge sind etwa 10% der weiblichen Gesamtbevölkerung betroffen. Die Erkrankung verläuft chronisch, meist mit einer Zunahme der Beschwerden im Verlauf.
Mehr Informationen zum Lipödem finden Sie auf meiner Infoseite zum Lipödem
Ein Lipödem ist nicht gleichzusetzen mit einer Adipositas auch wenn sie oft gemeinsam vorkommen!
Viele Betroffene leiden stark darunter, dass die dicken Extremitäten von ihren Mitmenschen häufig zuerst mit einem ungesunden Lebensstil und zu wenig Bewegung assoziiert werden.
Denn das Erscheinungsbild bei Lipödem-Patienten ist nicht zwangsläufig auf zu wenig Sport und eine ungesunde Ernährung zurückzuführen. Stattdessen handelt es sich um eine krankhafte Fettverteilungsstörung, bei der sich die Fettzellen im Unterhautgewebe untypisch stark vermehren.
Wie funktioniert der BMI?
Der BMI (Body Mass Index) ist eine weit verbreitete Methode zur Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße. Er wird berechnet indem das Körpergewicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Körpergröße (in Metern) geteilt wird. Die daraus resultierende Zahl wird dann verwendet, um festzustellen, ob eine Person untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder fettleibig ist. Der BMI ist allerdings kritisch zu hinterfragen, da er auf bestimmte körperliche Besonderheiten, wie sie eben auch bei einem Lipödem vorliegen nicht eingeht.
Warum der BMI kein gutes Maß bei Lipödem ist:
- Keine Unterscheidung von Fettmasse und Muskelmasse. Der BMI unterscheidet nicht zwischen Fettmasse, Muskelmasse und Wassergehalt. Somit haben Menschen mit mehr Muskelmasse wie beispielsweise Sportler oder Menschen mit muskulöser Statur auch einen höheren BMI.
- Vernachlässigung der Körperfettverteilung. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass der BMI die Verteilung des Körperfettes nicht berücksichtigt. Bei einem Lipödem, einer Erkrankung, bei der sich Fett unproportional an Beinen und Armen ansammelt, ist dies von besonderer Relevanz. Aufgrund des vermehrten Fettgewebes bei Lipödem-Patientinnen stehen Beine und Arme oft nicht im Verhältnis zum Rumpf. Der BMI unterstellt daher bei den meisten Patientinnen automatisch ein Übergewicht. Selbst wenn zusätzliches Übergewicht vorhanden ist, fällt der BMI aufgrund des Lipödems viel höher aus.
- Der BMI berücksichtigt nicht Alter, Geschlecht und spezifische körperliche Merkmale. Dies führt dazu, dass er bei Menschen mit unterschiedlichen physiologischen Eigenschaften wenig aussagekräftig ist.
Waist-to-Hip Ratio (WHR) und Waist-to-Height Ratio (WHtR) als bessere Alternativen
- Angesichts der Einschränkungen des BMI bieten der Waist-to-Hip Ratio (WHR) und der Waist-to-Height Ratio (WHtR) bessere Alternativen zur Bewertung von Gesundheitsrisiken und Körperzusammensetzung.
- Der WHR unterscheidet besser zwischen zentraler und peripherer Fettverteilung, was wichtig ist, da zentrale Fetteinlagerungen (um die Taille) mit einem höheren Gesundheitsrisiko verbunden sind als Fett an den Hüften und Oberschenkeln.
- Kardiovaskuläres Risiko: Studien haben gezeigt, dass der WHR ein besserer Prädiktor für Herzinfarkt und Schlaganfall ist als der BMI. Ein hoher WHR deutet auf ein höheres Risiko hin, unabhängig vom BMI. Bei Menschen unter 40 Jahren gilt ein Wert über 0,5 als Gesundheitsrisiko (Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.).
- Der WHtR ist einfach zu berechnen und liefert genaue Informationen über das Fett, das sich um die Organe ansammelt, was ein wichtiger Risikofaktor für chronische Krankheiten ist. Der WHtR kann unabhängig von Geschlecht, Alter und ethnischer Zugehörigkeit verwendet werden, was ihn zu einem universellen Maßstab macht.
Der BMI und die Liposuktion
Fazit
Der BMI ist ein veraltetes und ungenaues Maß zur Bewertung der Körperzusammensetzung und Gesundheitsrisiken, besonders bei Erkrankungen wie Lipödem. Alternativen wie der WHR und der WHtR bieten präzisere und relevantere Einblicke in die Fettverteilung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken.Wichtig ist sich vor Augen zu halten das ein Wert nicht den Menschen bestimmen kann. Betroffene dürfen durchaus ehrlich zu sich sein und ihren Lebens- sowie Ernährungsstil hinterfragen. Allerdings im realistischen Kontext mit allen Faktoren, Krankheiten, Lebensbedingungen und Möglichkeiten.
Eva Hilbich, Heilpraktikerin
Lebt und arbeitet in der Mannheimer Innenstadt. Seit Mai 2023 verhilft Sie mit Ihrer Heilpraktiker Praxis Ihren Kunden zu mehr Wohlbefinden und Gesundheit.
Hier auf dem Blog teilt Sie ihr Wissen und Erfahrungen zu Gesundheitsthemen, Therapieanwendungen und beleuchtet auch Psychotherapeutische sowie Psychosomatische Aspekte.